Die Jungfernwallfahrt

Schwank in drei Akten von Ulla Kling

Ob­wohl sich Ag­nes und Marei, zwei ält­liche Schwes­tern im Grun­de dar­über ei­nig sind, dass die Män­ner alle­samt nicht viel tau­gen, lei­den sie doch sehr un­ter dem un­frei­wil­li­gen Zu­stand der Ehe­losig­keit. So ver­brin­gen sie die Jah­re freud­los und sich ge­gen­sei­tig das Le­ben nicht ge­ra­de ver­sü­ßend auf ei­nem ab­ge­le­ge­nen Berg­hof. 

In ei­nem letz­ten Ver­zweif­lungs­akt ent­schlie­ßen sich die bei­den zu ei­ner Wall­fahrt – denn, viel­leicht hat der Him­mel doch ein Ein­sehen! Wie ein Fin­ger­zeig von „oben” schneit der jun­ge Toni, ein fri­scher Bauern­bursch’, ins Haus, und bei­de der Jung­fern be­mü­hen sich mit gro­ßem Ei­fer um des­sen Gunst. Die jah­re­lange Ein­sam­keit der Schwes­tern wird wei­ter jäh ge­stört, als Leni, eine fast ver­ges­se­ne Nich­te, in gro­ßer Not Hil­fe su­chend bei ih­nen Un­ter­schlupf er­bit­tet. Die­ser wird ge­währt, je­doch der er­zürn­te Va­ter von Le­ni folgt ihr auf den Fuß. Nun erst zei­gen Ag­nes und Marei, was in ih­nen steckt: wie Lö­win­nen ver­tei­di­gen sie ihre Nich­te vor dem Zorn des Va­ters. Ag­nes ge­lingt es, die­sen am Ende ganz zu be­sänf­ti­gen – mehr noch: Er ent­deckt, dass die Ag­nes sei­ner ver­stor­be­nen Resi gar nicht un­ähn­lich ist und bei­de kom­men bald zu dem Schluss, dass man den ge­mein­sa­men Le­bens­abend zu­sam­men ver­brin­gen könn­te.

Leni fin­det in dem Bur­schen Toni ei­nen Mann, der ihr den Glau­ben an die Lie­be wie­der schen­ken kann. Aber auch Marei ist nicht da­zu ver­dammt, ver­las­sen zu­rück­zu­blei­ben: Am­bros, ein Wall­fah­rer, der sie nach in­ni­gem Ge­dan­ken­aus­tausch erst schmäh­lich ver­setzt hat, taucht un­ver­se­hens wie­der auf. Sie ver­zeiht ihm sei­nen „an­fäng­li­chen” Treue­bruch und ist von Her­zen ger­ne be­reit, ihm auf sein „frauen­lo­ses” An­we­sen zu fol­gen. Die Mo­ral von der Ge­schicht’: Eine Wall­fahrt, sei sie noch so be­schwer­lich, lohnt sich auf je­den Fall, was selbst Sim­merl, der schlitz­ohri­ge Bäcker­lehr­ling, nicht be­strei­ten kann...

Die­ser Schwank ist im Thea­­ter­­ver­lag Rie­­der in Wem­ding er­schie­nen. Die Auf­füh­run­gen fan­den im De­zem­ber 1985 so­wie im Ja­nuar 1986 statt.

Die Mitwirkenden

Personen und ihre Darsteller

Agnes Birnstingl, mürrische Jungfrau Agnes Nenning
Marei Birnstingl, ihre ebensolche Schwester Sofie Rauch
Leni, beider Nichte Martina Pollithy
Toni Simser, junger Bursche Hermann Wöss
Ambros Zeiselberger, ein Wallfahrer Peter Faul
Theo Maunzinger, Schwager der Schwestern Helmut Seitz
Simmerl, Bäckerlehrling Walter Schüssl

Hinter der Bühne

Bühnenbau, Bühnenbild Friedrich Böning
  Wilhelm Jenuwein
Kostüme, Requisiten Inge Schlegel
Musikalische Begleitung, Akustik Marlies Nödel
Souffleuse Martina Schönwiese
Spielleitung, Maske Gerlinde Gruber
1984/851986